Am Sonntag den 24. März 2024, dem 14. Adar B des jüdischen Jahres 5784, feierte die Israelitische Kultusgemeinde das Purimfest. Da das laufende jüdische Jahr, das nach dem Mond berechnet wird, ein Schaltjahr ist, wurde der reguläre Monat Adar zum Monat Adar A, und es wurde der zusätzliche Monat Adar B eingeführt. Dadurch wurde die Purimfest um genau einen Monat von Ende Februar auf Ende März verschoben. In lokal und regional unterschiedlichen jüdischen Traditionen ist es möglich, dass in Schaltjahren am eigentlichen Purimfest, bevor der Schaltmonat das Fest verschiebt, Purim katan oder Purim scheni, das “kleine” oder “sekundäre” Purimfest begangen wird. Dabei werden Purimgebräuche in unterschiedlichem Maße im Rahmen der Gemeinde und Familie praktiziert; wo jüdische Gemeinden in ihrer Geschichte selbst auf Verfolgung und Errettung zurückblicken, wird diese lokale jüdische Geschichte zum Gegenstand der “kleinen” Feier.
In Bamberg wurde die reguläre Purimfeier mit der Lesung der Estherrolle begonnen; bei jeder Erwähnung des Namens von Haman, dem persischen Staatsrat, der eine Intrige zur Vernichtung der damaligen Juden in Persien spann, machen die Kinder mit ihren Ratschen viel Lärm, um die Verachtung, die die Bibel dem Haman zukommen lässt, zu artikulieren. Nach der Lesung durch den Gemeinderabbiner Dr. Salomon Almekias-Siegl in der Synagoge und einer Festtagsrede des Vorsitzenden Martin Arieh Rudolph im gut gefüllten Gemeindesaal, bei jüdischen Tänzen der Gemeindetanzgruppe “Freylex” und bei köstlichen Speisen feierte die Gemeinde ausgiebig das Fest. Es ist sogar ein ausdrückliches Gebot des Estherbuches, fröhlich zu sein und den Sieg der persischen Juden gegenüber dem an ihnen geplanten Völkermord zu feiern, den Sieg gegenüber ihren Feinden, personifiziert durch Haman, zu begehen: “Darum machen die Jehudäer des flachen Landes, die in den Landstädten wohnen, den vierzehnten Tag das Monats Adar zu Freude, Festmahl und Feiertag und Sendung von Gaben aneinander” (Ester 9,19)
Aufgrund aktueller Bedrohungen gegenüber dem jüdischen Staat durch die heutigen “Hamans” – Staaten, Staatenlenker und staatsähnliche Terrororganisationen, die die unbedingte Vernichtung Israels planen – und den damit verbundenen Bedrohungen gegenüber dem jüdischen Leben in Deutschland und Europa, gewinnt die Rückbesinnung auf das wiederholte Überleben der Juden, gemeinsam mit dem Vorbild der Königin Esther, sich beim König Ahaschwerosch – dem damaligen “Weltherrscher” – für das jüdische Überleben einzusetzen, zusätzlich an Bedeutung: “Als sie aber vor den König kam, befahl er in einer Schrift: ‘Es falle sein böser Plan, den er [Haman] gegen die Jehudäer geplant, auf sein Haupt zurück!'[…]” (Ester 9, 25; Bibelzitate nach Tur-Sinai)
(IKG)