Vortrag von Prof. Dr. Georg Langenhorst, Kath.-Theol. Fakultät der Universität Augsburg
Für die Überlebenden der Schoa stand das Weiterleben nach dem Unvorstellbaren im Vordergrund. Wie sollte man über das Bezeugte sprechen? Für die Folgegeneration wurde der Umgang mit dem Schweigen der traumatisierten Eltern zum Kernproblem. (Wie) sollte man sich als Juden in Deutschland integrieren? Die Angehörigen der dritten Generation, fast durchwegs neu Immigrierte, suchen für sich und ihre Kinder einen selbstverständlichen Platz in der Vielfalt der pluralen Gegenwartsgesellschaft. Erinnerung wird nicht verdrängt, aber sie bestimmt nicht mehr das gesamte denken und Handeln. Was heißt das heute: Jüdin- und Jude-Sein in Deutschland? Welcher Raum kommt dabei der praktizierten Religion zu? Diese Fragen werden anhand von Grundtexten aus der deutsch-jüdischen Literatur veranschaulicht. Dadurch wird ein Raum geöffnet, über die gesellschaftlichen und religiösen Positionierungen der “dritten Generation” zu diskutieren.
Georg Langenhorst ist Autor des Kriminalromans Tote Archivarin – gute Acrhivarin: Mord in der Domorgel (Echter, 2011).