Am 24. Mai 2023 beging die Bayerische Justiz das 120-jährige Jubiläum des Zentraljustizgebäudes in Bamberg. Zu dieser Feierstunde im Großen Saal des Alten E-Werkes, der heutigen Volkshochschule, wurde auch die IKG Bamberg eingeladen. Unser 1. Vorsitzender, Martin Arieh Rudolph, und die Gemeindebeauftragte für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, Frau Jaffa Lyn, nahmen diese Einladung sehr gerne wahr.
© Foto: Pressestelle OLG Bamberg
Für eine jüdische Gemeinde ist die Bedeutung der Justiz historisch und nicht minder auch gegenwärtig von besonderer Bedeutung. Die Justiz, besonders auch ihre verschiedenen Dienststellen in Bamberg, bekämpft durch die Rechtspflege und die Strafgerichtsbarkeit nicht nur den Antisemitismus, sondern übt auch eine zentrale Rolle im gesellschaftlichen Interessensausgleich und bei der Erhaltung des öffentlichen Friedens aus. Nicht umsonst sucht das Judentum seit alters her danach, dass sich “Gerechtigkeit und Frieden küssen”, wie es in Psalm 85 heißt; der Wunsch nach “Schalom”, nach Frieden und Wohlergehen in der Gesellschaft, national wie international, und nach gerechter Politik und Rechtsprechung ist eine treibende Idee jüdischer Ethik; “Schalom” ist ebenso ein alltäglicher Gruß in Israel wie im jüdischen Gemeindeleben hierzulande.
Vertreter und Ehrengäste der Justiz Bamberg © Foto: Pressestelle OLG Bamberg
Die Feierstunde wurde besonders von Grußworten seitens des Präsidenten des Oberlandesgerichtes Bamberg, Herrn Lothar Schmitt, des Bamberger Erzbischofs Emeritus Prof. Dr. Ludwig Schick, des Vertreters des Bamberger Oberbürgermeisters Andreas Starke, Herrn Karlheinz Kundtke, ehemals Fraktionsvorsitzender für die SPD im Bamberger Stadtrat, sowie von einer Festrede des Bayerischen Staatsministers der Justiz, Georg Eisenreich, ausgefüllt, und von festlicher Blasmusik umrahmt. In den verschiedenen Redebeiträgen wurde umfangreich auf die Geschichte des Zentraljustizgebäudes aber auch allgemein auf die Rolle und Bedeutung der Justiz in Bamberg und Bayern eingegangen. Die unrühmliche Kehrung der Justiz gegen jüdische Bürgerinnen und Bürger und jüdische Angehörige der “Justizfamilie” in Bamberg im NS-Unrechtsregime wurde ebenfalls ausgesprochen und bedauert. Das heutige Selbstverständnis der Justiz als Dienst am Menschen wurde ebenso betont wie verschiedene gesellschaftliche und technologische Entwicklungen und notwendige Modernisierungsprozesse, die die Justiz organisatorisch und praktisch aber auch ethisch herausfordern können, genauso wie Gesetzgebungsprozesse, die für ein effektives Arbeiten der Justiz aktuell notwendig erscheinen.
Ein Ehrengast des Oberlandesgerichtes, der Präsident des Tafelgerichts im ungarischen Pécs, Dr. Tamás Turí, reflektierte in seiner Rede über Aspekte der Zeitlosigkeit und Zeitgebundenheit, in Bezug sowohl zum literarischen Werk Thomas Manns als auch zum Bamberger Zentraljustizgebäude.
Gäste aus der IKG bei der Feierstunde der Bayerischen Justiz © Foto: Pressestelle OLG Bamberg
Die Israelitische Kultusgemeinde schließt sich von Herzen allen Glückwünschen für die Justiz in Bamberg an. Wir würdigen ausdrücklich das Engagement der Gerichte gegen Antisemitismus und Ungerechtigkeit in Oberfranken und Bamberg und wünschen auch für die nächsten 120 Jahre “b’hatzlacha” – viel Glück und Erfolg – und besonders “Schalom”!
(ND/IKG Bamberg)