Erinnerung & Mahnung zugleich!

Jüdische Bürgerinnen und Bürger verschwanden aus Bamberg durch Flucht, Deportation – die Stadt war irgendwann „judenfrei”. Nach Ende des “Dritten Reiches” kamen drei(sic!) Jüdinnen zurück in die Stadt, die aber kurze Zeit später in die USA auswanderten. Die meisten Bamberger Jüdinnen und Juden wurden ermordet. In Archiven, Dokumenten findet man ihre Namen noch. Deutsche Ordnung. Archivdaten können die Vertriebenen und Ermordeten nicht ersetzen.

Die neue verlegten Stolpersteine in Gedenken an Justus und Gretel Saalheimer in der Willy-Lessing-Straße (Foto © IKG Bamberg)

Seit etlichen Jahren ist es Tradition, in deutschen Städten als Signa wider das Vergessen vor den einstigen Häusern dieser vertriebenen oder ermordeten jüdischen Bürgerinnen und Bürger Steine zu verlegen. So auch in Bamberg. Am 18. August 2023 fand unter großer Beteiligung Bamberger Bürgerinnen und Bürger (trotz enormer Hitze und Ferienzeit) die jüngste Stolpersteinverlegung statt. Zwei Gedenksteine für das Ehepaar Gretel und Justus Saalheimer wurden vor ihrem einstigen Zuhause an der heutigen Willy-Lessing-Str. 11 (vormals Sophienstraße) in den Boden eingesetzt.

Angehörige der Familie Saalheimer-Wolffsohn (Foto © IKG Bamberg)


Nachkommen des Ehepaares aus Deutschland, den USA, Israel und Großbritannien waren angereist, um gemeinsam mit dem Enkelsohn, dem berühmtesten deutschen jüdischen Historiker Prof. Dr. Michael Wolffsohn, und seiner Familie dabei zu sein. Es ist ein Zeichen der Versöhnung mit der Stadt, durch die sein Großvater Justus Saalheimer beim Novemberpogrom 1938 barfuß unter Spott und Häme gejagt wurde. Justus Saalheimer deportierte man ins Konzentrationslagorer Dachau. Mit seiner Frau Gretel gelang ihnen trotz aller staatlicher Einschränkungen und massiver Behinderung die Flucht nach Britisch-Palästina. Das Ehepaar Saalheimer wurde dort nie heimisch. Sie kamen auch nie nach Bamberg zurück, wo sie einst daheim waren. Nun erinnern die Steine daran, dass sie einst angesehene Bamberger waren. Mit gutem Willen kann man es auch so sehen: die Stadt hat ihre einstigen Bürger wieder “heimgeholt”. Zumindest symbolisch.

Führung durch die Bamberger Synagoge für die Angehörigen der Familie Saalheimer-Wolffsohn (Foto ©IKG Bamberg)

Einen das Symbolische bei weitem übersteigenden Akt hatte der Tag für unsere Israelitische Kultusgemeinde Bamberg. Zur Feier und Krönung lud unser Gemeindevorsitzender Martin Arieh Rudolph die Familie und handverlesene Gäste noch zu einem Empfang in unser Gemeindehaus ein. Prof. Wolffsohn überreichte unserer Gemeinde jüdische Kultgegenstände (Judaika) der Familie. Die Kinder und Kindeskinder der Familie Saalheimer und Wolffsohn erhielten von Herrn Rudolph eine eingehende Führung durch die Bamberger Synagoge; sie werden uns auf immer herzlichst willkommen sein. So kehrt auch junges Leben zurück zu seinen jüdischen Wurzeln nach Bamberg.

(Fotos: © IKG Bamberg)

Jaffa K. Lyn/ IKG