Von Rabbiner Dr. S. Almekias-Siegl
Die Symbolik der Zahl Acht
3. BM Schemini 9:1-11:47
Und es war am achten Tag, da rief Mosche den Ahron, dessen Söhne und die Ältesten von Israel
Waj. 9, 1
Laut Raschi war dies nach sieben Tagen der Vorbereitung, der achte Tag, der Tag der Einweihung des Wüstenheiligtums. Dieser fiel auf den ersten Nissan.
Rabbi Bachya ben Ascher macht uns in seinem Kommentar zur Tora darauf aufmerksam, dass die Zahl Acht im Zusammenhang mit dem Mischkan eine grosse Rolle spielt. So trug der Hohepriester acht Gewänder. Salböl und Räucherwerk wurden aus insgesamt acht verschiedenen Gewürzen hergestellt. Bundeslade, Tisch, Gold- und Kupferaltar wurden mit Hilfe von total acht Stangen transportiert und die Leviten spielten auf acht verschiedenen Musikinstrumenten. Worin liegt die Bedeutung dieser Zahl?
S. R. Hirsch bemerkt zu unserer Stelle:
Durch ein solches Zählen von sieben Tagen, wird ein bisheriger Zustand völlig abgeschlossen, und mit dem achten Tag beginnt ein neuer Anfang und zwar auf erhöhter Stufe, gleichsam die Oktave.
Mit dem Mischkan begann ein neuer Zeitabschnitt in der Geschichte des jüdischen Volkes, G-tt nahm gleichsam Seinen Wohnsitz inmitten des Volkes ein. Während die Zahl Sieben Natur und Welt symbolisiert (sieben Schöpfungstage!), somit das Irdische und Vergängliche, weist die Acht darüber hinaus. Sie steht für das Ewige, Unvergängliche. Nach der Zerstörung des Ersten und Zweiten Tempels in Jeruschalajim hoffen wir auf seinen Wiederaufbau, auf den Dritten Tempel, der in messianischer Zeit für immer Bestand haben wird (Maharal von Prag).
Interessanterweise finden wir die Zahl Acht in Verbindung mit drei weiteren Begriffen: “Mila” (die Beschneidung), Tora und Erez Jisrael. Ein männliches Baby kommt in “natürlichem”, unbeschnittenem Zustand zur Welt. Durch die “Mila” am achten Tag tritt ein Jude in den ewigen Bund G-ttes mit Seinem Volk Israel ein.
Wir haben den siebentägigen Zyklus … als den vollendeten Ablauf eines zu überwindenden Zustandes erkannt, und den achten Tag begriffen als sich aufbauenden Geburtstag zum jüdischen Beruf, als die Wiederholung des ersten Tages der physischen Geburt auf erhöhter Stufe. Israel tritt als das achte Schöpfungswerk zu den sieben Werken der Weltschöpfung hinzu
S.R. Hirsch
Schawuot, der Festtag, der uns an die Offenbarung G-ttes am Sinai, an die Übergabe der Tora erinnert, fällt auf den fünfzigsten Tag der Omerzeit. Ausgehend vom zweiten Tag Pessach werden sieben Mal sieben Tage gezählt. Der fünfzigste Tag ist der Schritt in ein neues geistiges Zeitalter, verweist auf die Ewigkeit unserer Tora.
Schmini Azeret ist das “Schlussfest” nach sieben Tagen Sukkot. Die Laubhütte ist das Symbol für die Zeit der vierzigjährigen Wüstenwanderung, für die Zeit des Galut. An Schmini Azeret verlassen wir die Sukka und unser tagtägliches Leben spielt sich wieder in einem festen Haus ab.
So verliess auch das jüdische Volk die Wüste und zog in die vorbestimmte Heimat, nach Erez Jisrael (Rabbiner A. Glasner, S.A., Klausenburg und der zeitgenössische israelische Raw Benzion Firrer). So sollen die sieben Hakafot an Schmini Azeret (in Israel gleichzeitig Simchat Tora) an den Einsturz der Mauern von Jericho erinnern, welche nach siebenmaliger Stadtumkreisung zusammenfielen und den Weg für Am Jisrael in seine versprochene und g-ttlich zugesicherte Heimat freimachten (Joschua 6, 3-5).
Das jüdische Volk, die g-ttliche Tora, die Präsenz G-ttes im Bet Hamikdasch und Erez Jisrael, sie alle sind durch einen ewigen Bund miteinander verknüpft, symbolisiert durch die Zahl Acht.
Schabbat Schalom!
https://www.talmud.de/tlmd/die-torah-eine-deutsche-uebersetzung/die-torah-Schemini/