Vortrag über christliche Mystik: Dr. Hartmann im Lehrhaus der IKG Bamberg

Christliche Mystik war das Thema des Abends. Vorgetragen von Dr. theol. Stefan Hartmann. Was macht christliche Mystik aus? Generell bedeutet Mystik den geheimnisvollen Weg nach innen, gemäß des Satzes von Novalis: „Nach innen geht der geheimnisvolle Weg.“

Mystik ‒ von griechisch myeīn = die Sinne verschließen ‒ ist der geheimnisvolle Weg nach Innen.
Ausgehend von den großen christlichen Mystikern, vom dominikanischen Dreigestirn Meister Eckhart, Johannes Tauler und Heinrich Seuse bis zu der stigmatisierten Nonne Katharina Emmerich erläuterte Dr. Hartmann, was speziell christliche Mystik ausmacht. Im Unterschied zu jüdischen und islamischen erleben christliche Mystiker stets eine Christusbegegnung. Weil für die Christen in Jesus von Nazareth G’tt Mensch wurde, erfahren sie überdies eine besondere Einheit mit Christus, die sich sogar an ihrem Körper in Form von Stigmata zeigen kann. So nennt man das Erscheinen der fünf Kreuzigungswundmale Christi am Leib der Mystikerin oder des Mystikers. Ein weiterer Aspekt, der nur in der christlichen Mystik vorkommt, sind die real erfahrenen Kontakte mit Maria, der Mutter Jesu von Nazareth, der im Christentum die bedeutende Rolle der Gottesmutter zukommt.

Was aber ist nun Mystik? Mystik heißt nicht über G’tt reden oder nachdenken, sondern G’tt als gegenwärtig erfahren, G’tt in sich selbst oder weit über sich begegnen. Eine nicht nur auf christliche Mystik eingeschränkte Antwort gibt die zum Christentum konvertierte und in der Schoah ermordete Jüdin und Mystikerin Edith Stein, wenn sie über die Mystik sagt: „Es gibt einen Zustand des Ruhens in G’tt, der völligen Entspannung aller geistigen Tätigkeit, in dem man keine Pläne macht, keine Entschlüsse fasst und erst recht nicht handelt, sondern alles Künftige dem g’ttlichen Willen anheimstellt.“
Im an den Vortrag anschließenden Gedankenaustausch wurde deutlich, dass Mystik nicht immer das ganz große Erlebnis sein muss, sondern auch in ganz alltäglichen G’tteserfahrungen wie z. B. einer Gebetserhörung stattfinden kann.
Für solche, die sich weiter in das Thema vertiefen, regten die umfassenden Quellenangaben zu weiterem Studium dieses unerschöpflichen Themas an.

JKL/IKG