Inmitten der dunklen Jahreszeit feiern wir acht Tage lang das jüdische Lichterfest, Chanukka (zu deutsch: “Weihe”). Es beginnt am 25. Tag des neunten Monats, Kislew, welches in diesem Jahr 2024 auf den 25. Dezember fällt. An diesen Tagen darf gearbeitet, aber nicht getrauert oder gefastet werden. Der Anlass ist nachbiblisch und das Fest wird auch im Talmud nur knapp erwähnt (s. Babylonischer Talmud, Traktat Schabbat, 21b). Wie Purim, gehört Chanukka zu den “kleineren” Festen im Judentum und ist dennoch von großer Bedeutung für das jüdische Volk.
Der historische Hintergrund von Chanukka
Das Ereignis, welches wir mit dem Chanukka-Fest feiern liegt im Jahre 3597 (164 vdZ). Zu dieser Zeit befand sich das Volk Israel unter seleukidischer (hellenistisch-syrischer) Herrschaft. Der König der Seleukiden, Antiochus IV Epiphanes, wollte dem jüdischen Glauben und den Bräuchen ein Ende setzen und das gesamte jüdische Volk hellenisieren. In seinem Reich sollten alle Menschen denselben Glauben haben, die griechischen Götter anbeten und allein ihm, Antiochus, Tribut zollen. Im heiligen Tempel wurde ein Zeus-Altar errichtet und die jüdischen Kultgegenstände wurden geplündert, zerstört und entweiht.
Indessen gab es einen Aufstand derer Juden, die gegen die Assimilierung waren und bereit waren, für ihren Glauben, ihre Bräuche und ihren Tempel zu kämpfen. Angeführt wurde dieser Aufstand durch die Makkabäer, bestehend aus dem Priester Matitjahu (Mathathias) und seinen Söhnen: Jochanan, Juda, Simon, Eleasar und Jonathan. Nach dem Tode Matitjahus’ wurde Juda HaMakkabi (“Juda der Hammer”) zu ihrem Anführer. Nach drei Jahren blutiger Schlachten gelang es den Makkabäern schließlich, Jerusalem zurück zu erobern. Der Tempel wurde gereinigt und wieder eingeweiht.
Das Wunder von Chanukka
Das Licht im Tempel sollte niemals erlöschen. Als der Tempel wieder eingeweiht wurde, gab es aber lediglich einen einzigen Krug reinen Öls – genug, um die Lampen für genau einen Tag zu entzünden. Um neues, koscheres Öl zu beschaffen würde es acht Tage dauern. In vollem G-tt-Vertrauen zündeten sie die Lampen dennoch, und das Chanukkawunder geschah. Mit der kleinen Menge Öl, welche für nur einen Tag hätte ausreichen sollen, brannten die Lampen ganze acht Tage lang – lange genug, um neues Öl nachzuliefern. Darum feiern wir heute acht Tage lang die Wiedereinweihung des Tempels und das Wunder von Chanukka, welche uns selbst in dunklen Zeiten Licht bringen, unser Vertrauen in G-tt stärken und uns auf eine bessere Zukunft hoffen lassen.
Wie wir Chanukka zu Hause begehen
Traditionell genießen wir an Chanukka in Öl zubereitete Speisen und erinnern uns auf diese Weise an das Wunder mit dem Öl. Besonders beliebt sind z.B. Latkes (Kartoffelpuffer), Krapfen und Berliner. Viele spielen gern ein Kreisel-Spiel (Dreidl), das aus der aschkenasischen Tradition stammt – und, besonders bei Familien mit Kindern, ist Chanukka oft auch ein Anlass, um sich gegenseitig zu beschenken.
Doch der wichtigste Chanukka-Brauch ist eine Mitzva (gute Tat; Gebot) und hat mit dem Licht zu tun. Am Mittwoch, 25. Dezember zünden wir abends die erste von insgesamt acht, bzw. neun, Kerzen (oder Öl-Lämpchen) in einer Chanukkia (die neun-armige Menora, die speziell zu Chanukka verwendet wird). Auf einer koscheren Chanukkia stehen acht Kerzen in einer Reihe auf derselben Höhe, während eine neunte Kerze etwas abseits von den anderen oder über sie erhöht steht: dies ist die “Hilfskerze” (Schamasch). Sie wird zum Entzünden der acht Lichter eingesetzt, da das Licht von Chanukka nur zum heiligen Zwecke und nicht zu profanen Zwecken genützt werden darf. Deswegen wird, so lange die Lichter brennen (mindestens eine halbe Stunde lang), keine Arbeit verrichtet.
An jedem der acht Abende von Chanukka (am Schabbat vor Schabbateingang!) zünden wir eine Kerze mehr: am ersten Abend eine Kerze (plus Schamasch), am zweiten Abend zwei Kerzen, usw., bis am Ende insgesamt 44 Kerzen gezündet werden. Vor dem Zünden sprechen wir zwei Brachot:
.ברוך אתה יי, אלוהינו מלך העולם, אשר קידשנו במצוותיו, וציוונו להדליק נר של חנוכה
Gepriesen bist Du, unser G-tt, Herrscher des Universums, der Du uns heilig gemacht hast durch Deine Gebote und uns befohlen hast die Chanukka-Lichter anzuzünden.
.ברוך אתה יי, אלוהינו מלך העולם, שעשה נסים לאבותינו, בימים ההם בזמן הזה
Gepriesen bist Du, unser Gott, Herrscher des Universums, der Du wunderbare Taten für unsere Vorfahren vollbracht hast in jenen alten Tagen zu dieser Jahreszeit.
Am ersten Abend sprechen wir außerdem das Schehechejanu-Gebet:
.ברוך אתה יי, אלוהינו מלך העולם, שהחיינו, וקיימנו, והגענו לזמן הזה
Gelobt seist Du, unser Gott, Herrscher des Universums, der uns das Leben geschenkt und uns erhalten hat und uns befähigt hat, diese Zeit zu erreichen.
Quelle: https://raawi.de/chanukka-die-drei-segenssprueche
Die Kerzen werden von rechts nach links gesteckt, und umgekehrt von links nach rechts gezündet. Es gibt den Brauch, die Chanukkia umgedreht ans Fenster zu stellen, um das Wunder bekannt zu machen und damit alle vorbeigehenden Menschen das Licht sehen und sich daran erfreuen können. Andere stellen die Chanukkia an den Hauseingang nahe der Mesusa (des jüdischen Haussegens) oder auch in die Wohnung auf den festlichen Tisch.
Wie wir Chanukka in der Synagoge Begehen
Ein besonderer Segensspruch, Al Ha-Nissim wird in das Amida-Gebet (und in das Tischgebet) eingefügt. Nach der morgendlichen Wiederholung des Amida wird die vollständige Hallel Lobpreisung gesprochen. Außer am Schabbat oder zu Rosch Hodesch (dem neuen Monat) gibt es keinen Mussaf (zusätzlichen) G-ttesdienst.
Eine Tora-Lesung findet jeden Tag statt. Sie wird dem 7. Kapitel von Bemidbar (Numeri) entnommen und beschreibt die Einweihung der ursprünglichen Stiftshütte und die Opfergaben, welche die Israeliten dargebracht haben.Es ist Br auch, jeweils vor dem morgendlichen und abendlichen G-ttesdienst die Kerzen der Menora anzuzünden – abends werden davor die Brachot gesprochen. Dies ersetzt jedoch nicht die Mitzva, zu Hause Kerzen zu entzünden, sondern es verkündet das Fest und den Glauben der Gemeinde an das ihm zugrundeliegenden Wunder.
Chag Sameach – Frohes Chanukka! !חג שמח
Rabbiner Dr. Salomon Almekias-Siegl