Am 11. Februar 2025 fand im Jüdischen Lehrhaus in Bamberg ein Vortrags- und Diskussionsabend zum Thema “Die Welt hat sich verändert” mit dem Mainzer Künstler Victor Sanovec statt. Nachstehend werden einige Auszüge aus dem Vortrag von Herrn Sanovec wiedergegeben.

“Spätestens seit dem Massaker am 7. Oktober 2023 in Israel muss es jedem Juden in Deutschland klar sein: Die Zeit, der von allen gewünschten Ruhe, ist zu Ende.
Die sich dem Massaker anschließenden Proteste dauern weiter weltweit an. Sie wenden sich je doch nicht gegen die Mörder, sondern gegen Israel und gegen Juden allgemein. Die Judenhasser schämen sich nicht. Sie sind Realität in unserer unmittelbaren Nähe geworden. So wurde in der Nacht nach unserer kleinen Demonstration am Stadthaus Mainz im Oktober die dort aufgehängte Israelfahne von Unbekannten verbrannt. Die Anwesenheit der zahlreichen Politiker und auch die der Ministerpräsidentin am Abend davor, haben das nicht verhindern können.
Wir dürfen diese Tatsachen und Vorkommnisse nicht mehr ignorieren. Und wir müssen aufmerksam sein, denn der wieder wütende uralte Judenhass findet immer wieder neue Formen. So in Frankreich, wo der Politiker Jean-Luc Melechton die Einstufung der Hamas als Terrororganisation ablehnt. Nach dem Sieg seines linken Bündnisses am 8. Juli 2024 haben in Frankreich 2.000 jüdische Familien bei der Jewish Agency einen Antrag zum Verlassen des Landes gestellt. Ganz abgesehen von den bisher 9.000 Juden, die in den letzten fünf Jahren Frankreich aufgrund des dortigen muslimischen Judenhasses verlassen haben und nach Israel ausgewandert sind.
Dazu schreibt der französische Rechtsanwalt Serge Klarsfeld in der “Tribune Juive” vom 10.07.2024:
Die Juden dieser Generation müssen sich weltweit bewusst werden, dass sie eine außenordentliche Verantwortung für die Zukunft des Judentums tragen. Das muss sich in hoher Bildung, in der körperlichen Kondition, in der Vertrautheit mit Israel und dem Hebräischen widerspiegeln: Dazu in der Fähigkeit, antijüdische Schmähungen und Argumente zu beantworten. Die jüdischen Organisationen müssen ihre Programme entsprechend ändern: Der Kampf gegen den Antisemitismus ist nicht mehr die Priorität. Die jüdischen Schulen und Jugendbewegungen müssen die jungen Juden geistig und physisch auf die Bedrohungen vorbereiten, die sie erwarten.
Und das ist auch etwas, was die jüdischen Funktionäre der Landesverbände und des Zentralrats der Juden in Deutschland wissen müssen.
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Jüdische Kinder und Jugendliche sind auch hier in Mainz besonders gefährdet. Sie bilden an ihren Schulen eine kleine Minderheit. Meistens überstehen sie die Schulzeit nur um den Preis der Leugnung ihrer Identität. Priorität für uns Juden muss das Überleben des jüdischen Volkes haben. Niemand will und kann uns diese Aufgabe abnehmen. Das gilt auch für Deutschland und für Mainz. Und den Antisemitismus der Nichtjuden? Den sollen die Nichtjuden unter sich bekämpfen!”
Victor Sanovec