Die Bedeutung vom Jom Ha-Azmaut, dem israelische Unabhängigkeitstag, markiert die Gründung des Staates Israel am 14. Mai 1948 (5. Ijjar 5708 nach jüdischem Kalender). Dieser Tag ist für das jüdische Volk weltweit von immenser Bedeutung, da er die Wiedererlangung der Souveränität im historischen Heimatland nach fast 2000 Jahren Diaspora symbolisiert. In Israel selbst wird dieser Tag mit öffentlichen Zeremonien, Militärparaden und festlichen Zusammenkünften gefeiert. Für jüdische Gemeinden außerhalb Israels stellt Jom Ha-Azmaut eine wichtige Gelegenheit dar, die Verbundenheit mit dem Staat Israel zu bekräftigen und gemeinsam die Errungenschaften des jungen Staates zu würdigen. In diesem Jahr fiel die Feier in eine besonders herausfordernde Zeit für Israel und das jüdische Volk weltweit. Die anhaltenden Konflikte und die Situation der Geiseln in der Hand der Hamas-Terroristen überschatten die Feierlichkeiten, machen sie aber gleichzeitig zu einem umso wichtigeren Zeichen der Solidarität und des Zusammenhalts.
Festliche Atmosphäre in der Israelitischen Kultusgemeinde Bamberg
Am 18. Mai 2025 versammelten sich 60 Gemeindemitglieder, Angehörige und Gäste in der Israelitischen Kultusgemeinde Bamberg, um gemeinsam Jom Ha-Azmaut, den Unabhängigkeitstag Israels, zusammen mit Lag B- Omer, dem 33, Tag im Omer, zu feiern. Die Veranstaltung wurde mit dem traditionellen Grillfest verbunden und erhielt durch das Chorjubiläum eine besondere Bedeutung. Die festlich geschmückte Gemeinde bot einen würdigen Rahmen für diesen besonderen Anlass.


Ansprache des Vorsitzenden Martin Arieh Rudolph

Die Feierlichkeiten begannen mit einer markanten Rede des 1. Vorsitzenden Martin Arieh Rudolph. In seiner Ansprache ging er zunächst auf die Tradition des Omerzählens ein, die in die Zeit zwischen Pessach und Schawuot fällt und in deren Zeitraum auch Jom Ha-Azmaut liegt. Er betonte die Bedeutung dieses Tages für die jüdische Gemeinschaft weltweit und würdigte die bemerkenswerten Errungenschaften Israels in den Bereichen Wissenschaft, Technologie, Medizin und Kultur.
Besonders bewegend war sein ausdrücklicher Hinweis auf die noch immer in Gefangenschaft befindlichen Geiseln in der Hand der Hamas-Terroristen. Rudolph versicherte, dass die israelische Regierung alles in ihrer Macht Stehende unternehme, um die Geiseln sicher nach Hause zurückzubringen. Seine Worte fanden großen Anklang bei den Anwesenden und verdeutlichten die tiefe Verbundenheit der Gemeinde mit Israel und seinen Bürgerinnen und Bürgern.
Übersetzung durch die 2. Vorsitzende Assia Spivak
Im Anschluss trug die 2. Vorsitzende Assia Spivak den gleichen Text auf Russisch vor. Diese zweisprachige Präsentation unterstrich den inklusiven Charakter der Gemeinde und ermöglicht es allen Anwesenden, unabhängig von ihren Sprachkenntnissen, an den Feierlichkeiten teilzuhaben.
Frau Spivak, die nicht nur als 2. Vorsitzende, sondern auch als Leiterin der Tanzgruppe Freylekhs eine zentrale Rolle in der Gemeinde einnimmt, trug mit ihrer einfühlsamen Übersetzung wesentlich zur festlichen Atmosphäre bei.
Beitrag des Rabbiners Dr. Salomon Almekias-Siegl
Nach den Ansprachen der Vorsitzenden ergriff Rabbiner Dr. Salomon Almekias-Siegl das Wort. In seinem Beitrag erläuterte er die religiösen und historischen Grundlagen für die Feierlichkeiten zu Jom Ha-Azmaut. Er betonte die Bedeutung dieses Tages im jüdischen Kalender und stellte Verbindungen zu den traditionellen Festen und Gebräuchen her. Seine fundierten Ausführungen bereicherten die Veranstaltung um eine wichtige spirituelle Dimension und verdeutlichten die tiefe Verwurzelung des modernen Staates Israel in der jahrtausendealten jüdischen Tradition.
Chorjubiläum unter der Leitung von Dimitri Braudo
Ein besonderer Höhepunkt der Veranstaltung war das Jubiläum des Gemeindechors unter der Leitung des talentierten Dirigenten Dimitri Braudo. Der Chor, der seit Jahren ein wichtiger kultureller Bestandteil der Gemeinde und Aushängeschild für die Gemeinde in der Öffentlichkeit ist, präsentierte ein beeindruckendes Repertoire. Den Auftakt bildete die ergreifende Darbietung der HaTikva, der Nationalhymne Israels, die von allen Anwesenden mit großer Bewegung aufgenommen und mitgesungen wurde. Unter Braudos einfühlsamer und präziser Leitung folgten weitere festliche Lieder, die die Bedeutung des Tages musikalisch unterstrichen. Die Darbietungen zeugten von intensiver Probenarbeit und großem Engagement aller Chormitglieder. Dimitri Braudo, der den Chor mit Leidenschaft und professionellem Können führt, hat über die Jahre ein Ensemble geformt, das weit über die Grenzen der Gemeinde hinaus Anerkennung findet. Das Jubiläum bot einen würdigen Anlass, seine Verdienste um die musikalische Tradition der Gemeinde zu würdigen.
Tanzaufführung der Gruppe Freylekhs
Nach dem musikalischen Teil folgte ein weiterer kultureller Höhepunkt: Die Tanzgruppe Freylekhs unter der Leitung von Assia Spivak präsentierte ihre neu einstudierten sowie bewährten Choreografien. Die Tänzerinnen und Tänzer begeisterten das Publikum mit traditionellen jüdischen Tänzen, darunter verschiedene Variationen der Hora. Die Tanzgruppe Freylekhs hat sich unter Spivaks engagierter Leitung zu einem wichtigen kulturellen und überregionalen Botschafter der Gemeinde entwickelt. Die Präzision und Ausdruckskraft der Darbietungen zeugen von regelmäßigem Training und tiefer Verbundenheit mit der jüdischen Tanztradition. Besonders die neu einstudierten Choreografien, die speziell für diesen Anlass vorbereitet wurden, fanden großen Anklang beim Publikum und wurden mit anhaltendem Applaus bedacht.


Kulinarischer Abschluss
Den Abschluss der Feierlichkeiten bildete ein festliches koscheres Mahl, das von der Gemeindeküche mit großer Sorgfalt zubereitet wurde. Die Gäste konnten sich an köstlichem Entrecôte, serviert mit Pommes Frites und frischen Salaten, erfreuen. Die hervorragende Qualität der Speisen unterstrich den festlichen Charakter der Veranstaltung und bot den Rahmen für angeregte Gespräche und geselliges Beisammensein. Die koschere Küche der Gemeinde hat einmal mehr bewiesen, dass traditionelle jüdische Speisegesetze und kulinarischer Genuss keinen Widerspruch darstellen. Die sorgfältige Zubereitung und die hochwertige Qualität der Zutaten wurden von allen Anwesenden gelobt und bildeten einen würdigen Abschluss eines rundum gelungenen Festtages.

Fazit
Die Feier zum Jom Ha-Azmaut, verbunden mit dem Chorjubiläum, war ein eindrucksvolles Zeugnis der Lebendigkeit und kulturellen Vielfalt der Israelitischen Kultusgemeinde Bamberg. Die Kombination aus würdigen Ansprachen, musikalischen und tänzerischen Darbietungen sowie kulinarischen Genüssen schuf eine Atmosphäre, die sowohl der Bedeutung des Anlasses gerecht wurde als auch Raum für Freude und Gemeinschaft bot. Die Veranstaltung stärkte das Zusammengehörigkeitsgefühl der Gemeindemitglieder und unterstrich die tiefe Verbundenheit mit dem Staat Israel und seinen Bürgerinnen und Bürgern.
Martin Arieh Rudolph (1. Vorsitzender der IKG Bamberg)