Parascha Korach

“Die Bestrafung Korachs” von Sandro Botticelli, 1445-1510, Wikimedia

Von Rabbiner Dr. S. Almekias-Siegl

Motive einer Rebellion

4. BM Bemidbar 16:1 – 18:32

Korach und seine Mitläufer formulieren ihren Vorwurf gegen Mosche und Ahron so:

… ihr masst euch zu viel an, denn die ganze Gemeinde, sie alle sind heilig und unter ihnen ist G-tt. Und warum erhebt ihr euch über die Gemeinde G-ttes?

Bam. 16, 3

Mit diesen Worten stellen sie die Führungsrolle von Mosche in Frage. Weiteren Aufschluss über die Motive dieser Verschwörung bietet ein Kapitel der Psalmen:

Sie beneideten Mosches Stellung im Lager, Ahrons, des G-tt Geheiligten

Teh. 106, 16

Hier wird auf die Bestimmung von Ahron hingewiesen, welche die Tora wie folgt definiert:

Und du sollst ihn zur Heiligkeit anhalten, denn das Opfer deines G-ttes bringt er nahe; heilig soll er dir sein, denn heilig bin Ich, G-tt, der euch zur Heiligkeit beruft

Waj. 21, 8

Das Schicksal der Verschwörer beschreibt unser Kapitel in den Psalmen:

Die Erde öffnete sich und verschlang Datan und bedeckte Awirams Verein. Feuer entbrannte an ihrem Verein, die Flamme umloderte die Bösen

Teh. 106, 18-19

Während Datan und Awiram aus dem Stamm Re’uwen in der Tora immer in einem Atemzug genannt werden (Bam. 16, 1, 12, 24, 25, 27), werden sie hier gesondert aufgeführt. Vielleicht ein Hinweis darauf, dass die sonst Unzertrennlichen in diesem Streit aus verschiedenen Beweggründen heraus handelten.

Stellt man das Wort Korach um, indem man den ersten Buchstaben an den Schluss rückt, so erhält man das hebräische Wort “Rachok”, welches entfernt, getrennt bedeutet. Korach entfernte sich nicht nur von der Gemeinde, auch seine Anhänger waren von unterschiedlichen Motiven angetrieben, uneins untereinander. Korach ist das Symbol für die Spaltung einer Gemeinschaft.

Eifersucht, materielle Gier und das Streben nach Ruhm können den Menschen zugrunde richten

Awor 4,21

Eifersucht auf die Position von Mosche, und das Verlangen, selbst seine Rolle zu übernehmen, dies waren die Antriebskräfte für Korach und die 250 Fürsten der Gemeinde, Leute die sich bereits einen Namen gemacht hatten (Bam. 16, 2), was ihnen jedoch nicht genügte.

Materielle Habsucht finden wir bei Datan und Awiram, welche in höhnischer Umkehr von Mosches Worten Ägypten als das Land bezeichnen, in dem Milch und Honig fliesst. Sie vermissen in der Wüste die versprochenen Felder und Weingärten des Gelobten Landes und sehnen sich nach Ägypten zurück (Bam. 16. 13-14). Die g-ttliche Offenbarung am Sinai bedeutet ihnen nichts.

Während Korach umkommt, überleben seine Söhne, da sie sich rechtzeitig abwenden. Wir finden seine Nachkommen als Tempelsänger, denen einige Kapitel der Psalmen zugeschrieben werden (z. B. 48, 84, 87). In den oben zitierten Versen aus dem Kapitel 106 werden nur Datan und Awiram erwähnt, der Name von Korach taucht dagegen nicht auf. Vielleicht geschieht dies aus Rücksichtnahme gegenüber seinen Nachkommen, die sich ganz in den ihnen zugeordneten Dienst an G-tt gestellt hatten, im Gegensatz zu ihrem Urahn.

Analysiert man den Inhalt der Psalmen der Söhne Korachs, so fällt auf, dass in ihnen sehr oft Jeruschalajim und seine herausragende Rolle besungen werden, z. B. “Psalmlied von den Söhnen Korachs”:

… schön an Lage, die Freude des ganzen Landes, Zions Berg … schart euch um Zion, umgibt es, zählt seine Türme

Teh. Kap. 48

Raw Elijahu Schlesinger deutet dies in seinem Werk “Ele Hadewarim” in origineller Art. Korach sah keinen Unterschied in der Heiligkeit der Gemeinde und der Heiligkeit von Mosche und Ahron, für ihn gab es keinerlei Abstufungen. Die von G-tt bestimmte Führungsrolle von Mosche lehnte er ab. 

Doch wir kennen Stufen der Heiligkeit selbst in bezug auf geographische Lokalitäten (Mischna Kelim 16, 9). So besitzt die Stadt Jeruschalajim eine grössere Keduscha als andere Orte in Erez Jisrael. Und wer von uns könnte sich bis heute des besonderen Eindrucks und der besonderen Atmosphäre von Jeruschalajim entziehen! Diese Stadt verfügt über eine spezielle Ausstrahlung.

Daher besingen die Söhne Korachs Jeruschalajim, heben dessen grössere Keduscha hervor und machen somit das wieder gut, was ihr Vorfahre in Frage gestellt hatte.

Schabbat Schalom!

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