Parascha Nizzawim

Teshuvah, Bildquelle

Von Martin Arieh Rudolph

Teschuwa

5. BM Dewarim 29:9 – 30:20

Am Sonntagabend feiern wir Neujahr. Heute kommen wir mit Nizzawim an das Ende des laufenden Jahres 5782. Auch wenn dann die Wochenabschnitte des Jahresfestkreises noch nicht ganz zuende sind. In unserem Wochenabschnitt Nizzawim geht es um das wichtige Thema Teschuwa (Umkehr). Nizzawim ist der einzige Abschnitt in der Tora, der das Thema Teschuwa sehr ausführlich darstellt. Der Begriff kommt aus dem Hebräischen. “Schuw” heißt zurückkehren zu einer bestimmten Situation, oder in unserem Sinne: zurückkehren zum Punkt vor der begangenen Sünde. Dementsprechend wird mit dem Begriff “Teschuwa” auch Reue dargestellt. Sogar Rückkehr in das Judentum für Menschen, die einmal einen anderen Lebensweg für sich sahen und in den Schoß des Judentums zurückkehren.

Dass Du zurückkehrst zum Ewigen, deinem ewigen G’tt. So wird der Ewige, dein G’tt, zurückführen deine Gefangenen.

Viermal lesen wir den Begriff Teschuwa.

Ihr steht heute alle vor dem Ewigen

5. Buch Moses 29,9

Diese Worte zu Beginn unseres Wochenabschnitts wenden sich an jeden aus dem Volke Israel. Sie fordern dazu auf, persönlich vor G’tt hinzutreten und Rechenschaft abzulegen.

Das Thema Teschuwa ist schwer zu verstehen und noch schwerer zu erklären. Es entsteht in der Seele des Menschen das Bedürfnis, sich vor G’tt zu bekennen. Dabei ist besonders wichtig, die Sünde auszusprechen und sie nicht zu wiederholen.

Der Monat Elul, in dem wir uns gerade noch befinden, ist uns als Monat der Erweckung gegeben, um in alle Räume unseres Herzens einzutreten und sie zu durchleuchten. Über jeden unserer Schritte müssen wir ernsthaft und tiefgründig nachdenken, um Rosch Haschana als Neujahr und als Tag des Gerichts möglichst positiv zu beeinflussen. Was nun gerecht ist und was nicht, entscheidet nur G’tt, denn nur Er allein weiß, was in unseren Herzen vorgeht.

Im Talmud Traktat Pessachim 45a wird erzählt, dass G’tt noch vor der Erschaffung der Welt die Teschuwa schuf, weil Er im Voraus wusste, dass der Mensch sündigen wird und die Umkehr braucht. Die Teschuwa ist eine besondere und übernatürliche Schöpfung G’ttes, die die Möglichkeit eröffnet, in die Vergangenheit zurückzuschauen, um die Gegenwart korrigieren zu können. Daher besitzt die Teschuwa einen höheren Stellenwert als die Schöpfung, und der Mensch kann sie jederzeit finden.

Wer die eine wahre Teschuwa vollbracht hat, der hat damit auch einen sehr hohen Rang erreicht. Daher ist es gut, die Vorschriften der Teschuwa gründlich zu studieren, um sie in ihrem wahren Sinn befolgen zu können. So lesen wir auch im Prophet Jesaja:

Suchet den Ewigen, da Er sich finden lässt, rufet Ihn an, da Er nahe ist.

Jesaja 55,6

Der Ewige ist zwischen Rosch Haschana und Jom Kippur unter uns und uns ganz nahe. Deshalb müssen wir diese Zeit nutzen, um umzukehren, mit einer Kraft, die für das ganze kommende Jahr ausreicht. Bei der Umkehr ist Widuji, die Reue, ein wichtiges Prinzip. Demnach sollen wir unsere Sünden ehrlich bekennen, indem wir sie aus tiefstem Herzen und mit Tränen vor G’tt aussprechen.

Im Judentum ist bekannt, dass ein unter Tränen gesprochenes Gebet eine starke Wirkung hat. So haben wir es von Channa, der Mutter des Propheten Samuel, gelernt (1. Buch Samuel 1 und 2). Ein Gebet kann auch leise aus tiefstem Herzen gesagt werden. Mit ehrlich vorgetragenen Äußerungen machen wir die Teschuwa. Dies bedeutet, dass wir G’tt von nun an mit Freude dienen können.

Schabbat Schalom!

https://www.talmud.de/tlmd/die-torah-eine-deutsche-uebersetzung/die-torah-Nitzawim/