Woche der Brüderlichkeit – Begegnungen in Forchheim

Im Rahmen der Woche der Brüderlichkeit im Ende März 2023 wurde unsere IKG Bamberg vom Kulturreferat der Stadt Forchheim zu einer Begegnung mit Bürgerinnern und Bürgern eingeladen. Die Einladung nahm unsere Gemeinde gerne an, denn unser Anliegen ist immer, besser mit als über Juden zu reden. In einem Gespräch mit dem Gemeindevorstand konnten die Zuhörinnern und Zuhörer das Judentum in seinen vielseitigen, alltäglichen Facetten kennenlernen. Darüber hinaus öffneten sich Vorstands- und Gemeindemitglieder, die nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion vor gut dreißig Jahren in die Gemeinde nach Bamberg kamen, und erzählten, wie sie ihr Leben neu gestalten mussten. Neben der Herausforderung des Spracherwerbs in schon fortgeschrittenem Alter und einer anderen Kultur gab es weitere Hürden: Ihre oft hohen Bildungs- und Berufsabschlüsse, ihre Rentenansprüche wurden hier nicht anerkannt; so musste z.B. ein Herzspezialist als Krankenwagenfahrer arbeiten, und eine Psychologin als Putzhilfe. Auch für den Glauben bedeutete es ein Neuanfang. Da man in der Sowjetunion zwar im Pass als „Jude“ gekennzeichnet war, aber jüdisches Leben wurde mit Argwohn und Diskriminierung begleitet. Seitdem sie in Deutschland sind, können sie ihr Judentum, das sie natürlich erstmals neu erlernen mussten, frei praktizieren. Oftmals fehlt bis heute ein Miteinander unserer Gemeindemitglieder mit der Stadtgesellschaft, ob in Bamberg oder anderswo. Umso erstaunlicher war es, dass nach 30 Jahren und dazu noch außerhalb der eigenen Gemeinde, in diesem Fall in Forchheim, sich einige Frauen zu ihrer Geschichte äußerten: „Ich bin eine Schoah-Überlebende…“ und „Ich bin Nachkomme einer Schoah-Überlebende…“ Dies war nur möglich, weil unser Gemeindevorsitzender Martin Arieh Rudolph das Gespräch sehr sensibel begleitete und moderierte. So ergreifend und traurig die Sache war, es wurde in Forchheim auch getanzt, gelacht und gesungen. LeChaijim – Aufs Leben!

IKG (JKL/ND)

Die Nordbayerischen Nachrichten berichteten am 1. April 2023 – Abbildung erfolgt mit freundlicher Genehmigung.