Jom haSchoah, der sich morgen, am 27. Nissan 5783, dem 18. April 2023, jährt, ist ein israelischer Nationalfeiertag, ein Tag des Gedenkens an die Schoah und ihrer Opfer sowie ein Tag des jüdischen Heldentums, der jüdischen Untergrundkämpfer, des jüdischen Widerstands gegen die Judenverfolgung durch Hitlerdeutschland.
In Israel ist er dadurch gekennzeichnet, dass vormittags um zehn Uhr, wenn die Sirenen landesweit für zwei Minuten zum Gedenken ertönen, jedes öffentliche Leben still stehen bleibt. Der öffentliche Nahverkehr bleibt stehen, normalerweise bleiben auch alle anderen Fahrzeuge auf den Straßen und Autobahnen stehen. Die Menschen in den Städten unterbrechen ihre Aktivitäten und bleiben in Gedanken stehen. Zu Jom haSchoah sind sehr viele öffentliche Einrichtungen in Israel geschlossen, im Rundfunk läuft ernste Musik und Dokumentation zur Schoah.
Auch in Bamberg gedenken wir dieses Tages, jedoch still. Von 271 jüdischen Männern, Frauen und Kindern, die nach 1939 nicht mehr fliehen konnten, und die 1943 in die Konzentrationslager deportiert wurden, überlebten zwei Bamberger, die auch nach Bamberg zurückkamen, Frau Hecht und Herr Kersten. Sie bildeten 1951 mit 150 anderen Überlebenden der Konzentrationslager die neue jüdische Gemeinde in Bamberg als Rechtsnachfolgerin der durch deutsche Nationalsozialisten zerstörten Gemeinde 1943. Bereits 1938 wurde die prächtige Synagoge in der Herzog-Max-Strasse in Bamberg durch die Nationalsozialisten zerstört.
Auch heute leben in unserer Gemeinde Überlebende der Schoah, überwiegend sind es Neueinwanderer aus der ehemaligen UdSSR. Viele unserer alten Gemeindemitglieder überlebten die deutschen Ghettos in Polen und der Ukraine, Ghettos wie das Warschauer Ghetto. An einigen unserer überlebenden Mitglieder vollzogen KZ-Ärzte wie Josef Mengele medizinische Experimente, als sie noch Kinder waren.
Wir dürfen nicht vergessen, wie dünn der zivilisatorische Firnis zur Barbarei war und was bis heute möglich ist. Wir dürfen es nie vergessen!
פְּלֵטִ֣ים מֵחֶ֔רֶב הִלְכ֖וּ אַל־תַּעֲמֹ֑דוּ זִכְר֚וּ מֵֽרָחוֹק֙ אֶת־יְהֹוָ֔ה וִירֽוּשָׁלִַ֖ם תַּֽעֲלֶ֥ה עַל־לְבַבְכֶֽם
Doch ihr, dem Schwert Entronnene, ziehet, verweilet nicht, gedenket von ferne des Ewigen, und Jeruschalajim steig’ in eurem Herzen auf.”
Jirmejah (Jeremia) 51, 50 (nach Ludwig Philippson, 1858)
“Nie wieder: Jom haSchoah” (Gestaltung: IKG Bamberg)