Prof. Dr. Boris Zabarko auf Einladung der Israelitischen Kultusgemeinde in Bamberg (15. bis 17. Mai 2023)

Wer ist Boris Zabarko? Diese Frage lässt sich nicht in ein oder zwei Sätzen beantworten, damit man diesem großartigen Mann gerecht wird: Jahrgang 1935, weltbekannter Historiker, Pionier in der Erforschung der Verbrechen an Juden in der Ukraine und Sowjetunion, mehrfach ausgezeichneter Wissenschaftler, Träger des Bundesverdienstkreuzes, Verfasser von über 250 Publikationen, Vorsitzender des ukrainischen Verbands der Überlebenden der Konzentrationslager und Ghettos, Shoa-Überlebender und ganz persönlich ein äußerst bescheidener wie liebenswerter Zeitgenosse. Man muss ihn lieben!


IKG-Vorstandsmitglied Assja Spivak und Dr. Boris Zabarko


Zum Start seines Besuchs in unserer Stadt wurde Herrn Zabarko die reiche jüdische Geschichte in einem Spaziergang unter fachwissenschaftlicher Begleitung durch einen Historiker gezeigt. In unserer jüdischen Gemeinde hingen unsere Mitglieder emotional an seinen Lippen, als er in russischer Sprache über die jüdischen Schicksale im Holocaust in der Ukraine vortrug. Viele unserer Gemeindemitglieder, die bei diesem frühen Nachmittagsvortrag dabei waren, stammen schließlich zum größten Teil aus eben jenen Gebieten und hatten ein von Ghetto, Kinderexperimenten und Schlimmeren geprägtes Schicksal zu erleiden.


Dr. Boris Zabarko trägt in der IKG Bamberg vor.


Am selben Abend, als Herr Zabarko seinen Vortrag auf Deutsch in unserer Gemeinde hielt, waren wir enttäuscht, dass trotz guter Planung und intensiver Werbung das Interesse in der Stadtöffentlichkeit für Holocaust und Ukraine doch sehr bescheiden ausfiel. Für diejenigen, die sich die Zeit für diese einmalige Gelegenheit genommen haben, war es ein exklusives Erlebnis mit noch reichlich Gesprächsstoff bis in die späten Abendstunden hinein.


Dr. Boris Zabarko beim Aus- und Fortbildungszentrum der Bundespolizei Bamberg


Da uns schon von verschiedenen Seiten prophezeit wurde, dass an dem Schicksal der Juden im Dritten Reich nicht allzu viel Interesse bei den Bürgern zu erwarten ist, haben wir uns beherzt an die Bundespolizei und namentlich an Herrn Leitenden Polizeidirektor Thomas Lehmann und Pfarrerin Dr. Miriam Groß gewandt. Dort wurde nicht viel überlegt und sofort jede Unterstützung für diese einmalige Gelegenheit zugesagt. Das ist gelebte Demokratie, da es für die Leitung der Ausbildungsstätte eine Selbstverständlichkeit ist, dass die Polizeianwärterinnen und -anwärter eine so wichtige Erfahrung mit einem der letzten Zeitzeugen machen. Wir wurden am Vormittag des 17. Mai in der Stadt abgeholt und zum Empfang im Bundespolizeiaus- und –fortbildungszentrum gebracht, bei dem die oberste Riege einschließlich der Polizeiseelsorger vertreten war. Das Highlight war zweifelsohne der Auftritt von Boris Zabarko in der Großen Halle vor weit über 250 Polizeianwärtern und gebannter Atmosphäre. Es ist zwar nur eine Nebensache, die aber dennoch hier ausgesprochen sei. In der Polizeischule gibt es das beste Essen und zwar ohne Rücksicht auf Dienstgrad und Hierarchie. Das ist wahre Fürsorge! Wir können es nicht oft genug sagen. Die Wertschätzung und der vertrauensvolle Kontakt unserer Gemeinde mit den Polizisten ist für uns von unschätzbarer Größe. Bei ihnen sieht man wahrlich, dass Worte und Taten keine getrennten Wege gehen und das Interesse an unserer Gemeinde echt ist, wie sie es schon an vielen Besuchen zu Festen und Feiertagen in der IKG Bamberg unter Beweis gestellt haben.

Unsere Gemeinde hat bei der Stadtverwaltung und Oberbürgermeister Andreas Starke erbeten, dass Dr. Zabarko sich symbolisch und stellvertretend für unsere Gemeindemitglieder, die sein und ihr Schicksal teilen, ins Goldene Buch der Stadt Bamberg eintragen kann. Diese Idee holte nach Bekanntwerden auch die Bamberger CSU mit ins Boot, was wir immer noch sehr begrüßen. Dankbar sind wir ihnen für die unseren Mitgliedern entgegengebrachte Anerkennung, da man sich für ihre Lebensgeschichten interessierte.


Dr. Boris Zabarko trägt sich ins Goldene Buch der Stadt Bamberg ein, mit OB


Der eigentliche Festakt fand im schönsten Saal der Stadt, im Rokokosaal des Alten Rathauses auf der Oberen Brücke in dem angemessensten und würdigsten Umfeld vor handverlesenen Gästen, der Presse und dem Radio statt. Als feierlichen Abschluss lud unsere Gemeinde alle noch zu einem Imbiss in den Gemeindesaal ein. Der Besuch von Dr. Zabarko war einmalig für uns, vor allem unsere Überlebenden, und wird unvergessen bleiben. Unsere Freundschaft mit Boris und der Jüdischen Gemeinde hält ein Leben lang!

IKG Bamberg/PHJN