Es berichtet Klaus Rapp
Kurz vor Pfingsten besuchte eine Seniorengruppe der SENU CSU Forchheim und Bamberg unter der Leitung von Herrn Klaus Rapp die Israelitische Kultusgemeinde (IKG) in Bamberg. Die Besuchergruppe wurde vom Vorsitzenden der Kultusgemeinde, Herrn Martin Arieh Rudolph im jüdischen Gemeindezentrum empfangen. In der liberal-traditionell geführten Gemeinde sind Jüdinnen und Juden, gleich welcher Ausrichtung, willkommen, erklärte er. Im Gemeindezentrum auf dem Gelände der ehemaligen jüdischen Nähseidenfabrik Kupfer befinden sich außer der Synagoge u.a. eine Bibliothek, ein Gemeindesaal, Verwaltungsräume und eine Mikwe, schilderte der IKG-Vorsitzende.

Herr Rudolph berichtete viel Interessantes aus der Geschichte des jüdischen Lebens in Bamberg. Auf mehr als 1000 Jahre jüdisch-christlichen Zusammenlebens blickt Bamberg zurück, betonte er. Um 1033 soll es schon eine jüdische Siedlung in Bamberg gegeben haben. Seit rund 800 Jahren gibt es die jüdische Gemeinde. Bis 1933 war die jüdische Gemeinde in Bamberg auf etwa 1000 Menschen angestiegen. Durch deren soziales Engagement wurden viele Bamberger Stiftungen gegründet. Davon profitierten christliche und jüdische Bedürftige. Vom Mittelalter an bestanden nacheinander mehrere Synagogen in Bamberg, erklärte Herr Rudolph.

Die fünfte Synagoge war ein großes repräsentatives Gebäude, das 1910 in Anwesenheit von Vertretern aus Politik und Gesellschaft geweiht wurde. In der Pogromnacht im Jahr 1938 wurde sie niedergebrannt. Deren Modellnachbau vermittelte den Besuchern eine Vorstellung von der Größe des damaligen Gebäudes. 1943 wurden alle nicht vorher migrierten Juden aus Bamberg in die berüchtigten Lager verschleppt und größtenteils umgebracht. Nur zwei Rückkehrer gab es, berichtete Herr Rudolph. Diese begannen die jüdische Gemeinde wieder aufzubauen.

Das heutige Gemeindezentrum hat gegenwärtig ca. 600 Mitglieder. Durch den Zuzug russischsprachiger Juden aus der ehemaligen Sowjetunion seit Ende der 1980er Jahre lebt die Gemeinde wieder auf, bekräftigte der Vorsitzende. Die siebente Synagoge wurde am 1. Juni 2005 durch die IKG Bamberg eingeweiht. Bei der Führung der Senioren durch das Gemeindezentrum konnte auch der beeindruckende Synagogenraum besichtigt werden, der einige bauliche Besonderheiten aufweist. Das Tor zur Synagoge wurde aus einer älteren Synagoge aus- und hier wieder eingebaut. Die Besichtigung der Räumlichkeiten mit einer durch Regenwasser gespeisten Mikwe, die der rituellen Reinigung der Juden dient, war der Schlusspunkt eines sehr interessanten und nachwirkenden Besuches für die Seniorengruppe. Herr Rapp bedankte sich mit einem koscheren Geschenk bei Herrn Rudolph und wünschte ihm und seiner Gemeinde Gesundheit, Wachstum und Zuversicht.

Klaus Rapp (Im Auftrag des Ortsvorstandes SENU der CSU Forchheim)
Dieser Artikel ist am 10. Juni 2025 im Neuen Wiesentboten erschienen.