„Bamberg – eine Stadt gemeinsam gegen jeden Antisemitismus“

Auftaktveranstaltung am 12.05.2022

Von K. Jaffa Lyn

Welch hehres Ziel, eine Stadt im Kampf gegen Judenhass zu einen! Zu allererst muss die Öffentlichkeit für die jedes Jahr wachsende Problematik des Antisemitismus erreicht werden. Aus diesem Grund hatte die Israelitische Kultusgemeinde mit Unterstützung der Stadt Bamberg diese Auftaktveranstaltung im historischen Spiegelsaal in der Harmonie initiiert, um die wichtigen Akteure innerhalb der Antisemitismusprävention zu vereinen und so den Austausch und die Vernetzung zu intensivieren.

Vorab ein Wort zum deutschlandweit ersten kommunalen Antisemitismusbeauftragten: Patrick H.-J. Nitzsche (Historiker, 30) wurde einstimmig von der Auswahlkommission (Martin Arieh Rudolph – IKG Bamberg K.d.ö.R., Rabbinerin Antje Yael Deusel – Mischkan haTfila Bamberg e.V., Mitra Sharifi-Neystanak – Migrationsbeirat Bamberg) vorgeschlagen und mit 40 von 44 Stimmen (gegen 3 Stimmen von Bamberger Bürger Block und 1 Stimme der AfD) vom Stadtrat Ende Januar bestellt.

Weit wichtiger als die Benennung durch die Kommission oder das Votum des Stadtparlaments war ihm für seine Bewerbung die Akzeptanz und das Vertrauen seitens der Bamberger Jüdinnen und Juden, mit denen er gemeinsam für die Verbesserung des jüdischen Lebens im Hier und Jetzt streitet. So besucht er regelmäßig die Gemeinde und die G’ttesdienste, steht Rede und Antwort, hilft bei sozialen Fragen und fungiert als Bindeglied zwischen den Gemeinden, der Stadt sowie der Stadtgesellschaft in ihrer Breite.

Für Herrn Nitzsche lag der Fokus der Auftaktveranstaltung nicht auf seiner eigenen Person, sondern auf städtischer und überregionaler Vernetzung zur Schaffung von Synergieeffekten. Deshalb waren unter den Gästen Oberstaats-, Staats-, Rechtsanwälte, Bundeswehroffiziere, Polizeikommissare, Stadträte, Vertreter der verschiedenen Religionsgemeinschaften, Künstler, Schauspieler, Vereine und viele jüdische Gemeindemitglieder.

Die IKG Bamberg nutzte die Gelegenheit, um sich bei der hiesigen Polizei für ihre wichtige Arbeit zu bedanken. Der Hauptansprechpartner der Gemeinde ist seit Jahren, auch seit dem schlimmen Attentat auf ein Gemeindemitglied 2019, Kriminalhauptkommissar Christian Barth, dem zu Ehren Urkunden über die Anpflanzung von Bäumen in der Wüste Negev und Blumen übergeben wurden. Aus Sicht der IKG Bamberg vereint Barth in sich alle Eigenschaften, die man sich von einem professionellen und zugleich empathischen Polizeikommissar erwartet und erwünscht.

Es wurden aber nicht nur Grußworte und Dankesreden gehalten. Inhaltlich führte der Kölner Schauspieler Gerd Buurmann das Publikum mit seiner begnadeten Ein-Mann-Performance „Der Nathan-Komplex“ in die Thematik ein, begonnen mit einem Abriss über 2000 Jahre christlich-jüdische Beziehungen bis hin zum deutsch-israelischen Verhältnis der Gegenwart.

In den 90 Minuten des Kammerspiels wurde Tacheles geredet; politische, gesellschaftliche und mediale Missstände wurden schonungslos aufgedeckt und mancher Zuschauer konnte sich das erste Mal vom „Antisemitismus in uns selbst“ ertappt fühlen – die Hauptaufgabe für jeden Einzelnen wie für eine im Kampf gegen Antisemitismus geeinte Stadt.

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