Siebentes offenes bundesweites Moses Höflein – Blitzschachturnier

Die Teilnehmer des Moses-Höflein-Schachturniers 2023

Die stolzen Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Schachturniers (© IKG Bamberg)

Viele wissen es vielleicht nicht: In der ehemaligen Sowjetunion war Schachspielen so etwas wie ein „Volkssport“. Daher kommt es, dass sich unter den berühmten Schachkoryphäen nicht wenige russische Namen finden, und – wie könnte es anders sein – auch solche jüdischer Abstammung, wie derjenige des Weltmeisters Garri Kimowitsch Kasparow (1963 als Garik Weinstein in Baku geboren) oder Michail Moissejewitsch Botwinniks (1911‒1995). In den jüdischen Kultusgemeinden wurden deshalb für die Kontigentflüchtlinge, die unter der Ära Kohl nach Deutschland kamen, Schachgruppen angeboten.

Da auch in der IKG Bamberg eine solche Gruppe bestand, hatte der 1. Vorsitzende, Martin Arieh Rudolph, vor einigen Jahren die Idee, deutschlandweit jüdische Schachkreise zu vernetzen und zu einem Blitzturnier nach Bamberg einzuladen. So veranstaltete die Bamberger Gemeinde im Jahr 2014 das erste bundesweite jüdische Blitzschachturnier. Die Schirmherrschaft hatte auf Bitten der Gemeinde der Schachgroßmeister Helmut Pfleger, ein geborener Bamberger, übernommen. 

IKG-Gemeindevorsitzender Martin Arieh Rudolph mit Schachgroßmeister Dr. Helmut Pfleger (© IKG Bamberg)

Aufgrund der positiven Resonanz wurde das jüdische Blitzschachturnier zu einer festen Einrichtung. Nach den coronabedingten Ausfällen konnte es diesem Jahr am Sonntag, dem 16. Juli wieder in der IKG Bamberg stattfinden.

Man hat den Wettbewerb erstmals nach einer hochgeschätzten jüdischen Bamberger Persönlichkeit benannt: Justizrat Moses Höflein (1866‒1943) hatte sich selbst als Turnierschachspieler einen Namen gemacht. Er unterhielt in Bamberg eine Rechtsanwaltskanzlei und begründete den Anwaltsverein Bamberg mit. Vor der Deportation der Bamberger Juden durch die Nationalsozialisten konnte er noch rechtzeitig 1940 über Portugal nach Manila fliehen, wo er drei Jahre später gestorben ist. Das Turnier wird fürderhin zur Erinnerung seinen Namen tragen.

 

Sportliche Szenen vom Turnier (© IKG Bamberg)

Die diesjährige Veranstaltung fand in enger Zusammenarbeit mit dem Bamberger Schachclub unter dessen Voritzenden, Prof. Dr. Peter Krauseneck, statt. Am sonntäglichen Nachmittag traten alte und junge Schachspieler gegeneinander an. Die Regensburger jüdische Gemeinde brachte sogar junge ukrainische Flüchtlinge mit. Bei der Siegerehrung überreicht Martin Arieh Rudolph schließlich die von der Bamberger Gemeinde gestifteten Pokale und Preise. Nicht jeder kann Sieger sein, deshalb gab es für alle mutigen Teilnehmer auch Trostpreise. Das Turnier soll eine gute Tradition bleiben. Dabei hat Martin Arieh Rudolph die Vision, 2024 europaweit zum Blitzschachturnier nach Bamberg einzuladen. An das Treffen könnte z.B. ein europäischer Abend zum Kennenlernen mit Bambergern anschließen. Wir würden uns über alle freuen, die Lust haben, ein solches Ereignis mitzugestalten.

IKG